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Rose Valland – Kunstspionin im Jeu de Paume

Rose Valland (Bildquelle: Wikipedia)
Rose Valland (Bildquelle: Wikipedia)

Rose Valland war die perfekte Spionin. Dabei war ihre Unscheinbarkeit die beste Tarnung. Als die Deutschen Paris besetzten und der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) sein Beutelager im Gebäude des Jeu de Paume bezog, war sie bereits da. Die Kunsthistorikerin hatte bereits vorher für französische Museen gearbeitet und war mit den öffentlichen und privaten Sammlungen in Paris und Umgebung vertrat.

Schon bald begannen Rosenbergs Agenten auszuschwärmen, um die berühmten Kunstsammlungen der jüdischen Familien Rosenberg, Schloss, David-Weill oder Rothschild an sich zu nehmen. Herrenlose Güter in ihren Augen, denn ihre Besitzer waren meist – gezwungenermaßen – geflohen, so die offizielle Lesart. Die wertvollsten dieser Sammlungsgegenstände sollte dereinst Hitlers Führermuseum in Linz schmücken, aber auch Göring und andere Angehörige der NS-Elite sorgten dafür, dass sie ein Stück vom Kunstkuchen abbekamen.

Als die vom ERR geraubten Kunstwerke ihr Zwischenlager erreichten, konnte Rose Valland „alte Bekannte“ wieder treffen. Ihre Aufgabe war es, diese Kunstwerke zu inventarisieren, ggf. Schäden zu notieren und entsprechende Listen anzufertigen. Dabei arbeiteten die Nationalsozialistischen Kunsträuber mit der gewohnten Sorgfalt: Auf den Inventurkarten wurden neben den Angaben zum Bild in der Regel auch der Name des Eigentümers eingetragen, galt es doch auch als Qualitätsmerkmal, wenn die Kunstwerke etwa aus der Sammlung des renommierten Kunsthändlers Paul Rosenberg stammten.

Mitarbeiterausweis von Rose Valland aus dem Jahre 1942
Mitarbeiterausweis von Rose Valland aus dem Jahre 1942 (Quelle: Centre des Archives diplomatiques du ministère des Affaires étrangères, La Courneuve)

Rose Valland inventarisierte also Kunstwerke in deutschem Besitz, die sie als französisches Kulturerbe kannte. Sie erledigte ihre Arbeit unauffällig. Äußerlich eher unscheinbar, noch dazu eine Frau, die nur französisch verstand – wer hätte vermutet, was tatsächlich geschah. Denn Rose Valland sprach fließend Deutsch. Sie konnte sehr wohl alles verstehen, was um sie herum geschah. Aber da dies niemand wusste, war auch keine Vorsicht angebracht, die Stimme zu senken, wenn sie in die Nähe kam. So konnte sie jede Unterhaltung verstehen und begreifen, was die Nationalsozialisten mit den französischen Kulturschätzen vorhatten.

Gedenktafel für Rose Valland am Gebäude des Jeu de Paume, Paris
Gedenktafel für Rose Valland am Gebäude des Jeu de Paume, Paris

Des Nachts fertigte sie heimlich Kopien der Inventarlisten an und gab sie an die französische Widerstandsbewegung weiter. Ihr Wissen sollte später dem Monument Man James Rorimer zugute kommen, da sie auch zu berichten wusste, wohin die Deutschen gegen Kriegsende die Kunstschätze verbracht hatten. Und nach dem Krieg war es Rose Valland, die als Repräsentantin der französischen Museen nach Deutschland kam und die französischen Werke zurückforderte. Auch findet sich ihre Name bei den allermeisten der Restitutionsanträge der französischen Privatsammler wieder, da sie auch in Frankreich als Repräsentantin der Commission de Récupération Artistique agierte. Somit setzte sie sich auch nach Kriegsende mit viel Energie für die Rückführung der aus Frankreich geraubten Kulturgüter.

 

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