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Ein Salzbergwerk vor siebzig Jahren

Es ist jetzt genau 70 Jahre her, dass die kleine Stadt Merkers in Thüringen über Nacht besonders reich an Bodenschätzen wurde – aber auch nur für kurze Zeit. Bis die Amerikaner den Ort erreichten und die Mine leer räumten.

Lange Zeit hatte sich Hitler geweigert, die Kunstwerke aus Berlin in Sicherheit zu bringen. Die Stadt galt als uneinnehmbar – eine Evakuierung der Kunstsammlungen hätte der Bevölkerung falsche Signale gesendet. Erst gegen Ende des Krieges, als Berlin bereits bombardiert wurde, evakuierte man ab dem 8. März 1945 einen Teil der Berliner Kunstwerke in die Minen von Ransbach sowie Kaiseroda/Merkers und Grasleben. Aus den Beständen der Nationalgalerie waren davon etwa 400 erst- und zweitklassige Gemälde betroffen, die vom Flakturm Friedrichshain nach Merkers abtransportiert wurden. 226 Gemälde der Nationalgalerie, die im Flakturm am Zoo gelagert waren, wurden am 17. April in die Grasleben-Salzmine (spätere britische Besatzungszone) verbracht, da der Weg nach Merkers durch die amerikanischen Truppenbewegungen bereits versperrt war.

Kisten im Bergwerk

Trotz der schwierigen Situation durch viele und heftige Luftangriffe erreichte der Transport die Minen ohne größere Schäden. Die Kisten waren ursprünglich nur für den Transport innerhalb der Stadt Berlin gepackt, für eine längere Reise waren die Kisten nicht vorbereitet. Aufgrund der gebotenen Eile konnten sie auch nicht neu verpackt werden; geeignetes Verpackungsmaterial war schon seit den ersten Kriegsjahren schwer zu bekommen, da Museen nicht die erste Priorität bei der kriegsbedingt verknappten Distribution dieser Waren hatten. Einige Gemälde der Nationalgalerie mussten sogar gänzlich unverpackt auf den Transport nach Merkers gehen. Etliche der größeren Kisten konnten nicht mit auf den Transport gehen, da absehbar war, dass sie nicht mit dem Förderkorb in die Tiefen der Mine würden transportiert werden können (z.B. der Pan von Signorelli oder die großformatigen Gemälde von Rubens und Tintorettos Verkündigung) – diese Gemälde verblieben im Flakturm.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis die Amerikaner in Merkers ankamen. Bereits am 6. April 1945 nahm General Patton mit seiner Dritten Armee die Stadt ein. Dazu muss man wissen, dass Merkers nicht zufällig für das Einlagern der Kunstwerke ausgewählt wurde. Zusammen mit den Beständen der Berliner Museen lagerten dort die deutschen Gold- und Devisenbestände, die bereits im Februar und März 1945 dorthin verbracht worden waren. Deshalb wurden die Kunstschätze wie auch das Reichsgold nicht zufällig gefunden.

Monuments Man in Merkers (Bildquelle: John Provan)

Für die Kunstwerke waren die Bedingungen aus klimatischer Sicht nicht so schlecht – man hatte Salzbergwerke ja bewusst für die Einlagerung von Kunstgegenständen ausgewählt. Aber in den engen Kammern, in denen sich Kiste auf Kiste stapelte, war es schwierig, den Überblick über die genauen Bestände zu erhalten. Zudem lag Merkers in einem Gebiet, das schon bald darauf zur russischen Besatzungszone gehören sollte. Nicht zuletzt deshalb beeilten sich die Amerikaner mit dem Abtransport von Gold und Kunst nach Frankfurt – bereits am 17. April 1945 war die Mine leergeräumt.

Die Kunstwerke fanden im Anschluss ihren Weg von Frankfurt in den Central Collecting Point Wiesbaden, von wo aus sie an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden sollten.

 

 

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